Oje: 1.300 Wörter zu viel geschrieben.
- Florian
- 1. Dez.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. Dez.
Als wir die erste Fassung von Laa, Lee & Luv vor uns hatten, waren wir erstmal stolz wie Bolle. Über 4.800 Wörter. Ein kleines Epos. Ein Abenteuer mit allem, was uns eingefallen war.
Zumindest dachten wir das.
Beim ersten richtigen Lesen kam dann die sanfte Ohrfeige: Die Geschichte war eher ein netter Ausflug (mit sehr vielen Umwegen und „Oh, guck mal da drüben!“-Momenten)
Zu viele Szenen, die wir „nicht rauswerfen konnten“. Zu viele Erklärungen, die kein Kind dieser Welt braucht.Und zu wenig Fokus auf das, was die Geschichte eigentlich tragen sollte.
Unser Ziel war klar: erstmal runter auf 3.500 Wörter für 32 Seiten. Ein Tempo, das Kinder mitnimmt und Vorleser nicht in die Knie zwingt. Klingt simpel. War’s nicht.
Dann haben wir das gemacht, was keiner gerne macht: radikal gekürzt.
Absätze gestrichen. Dialoge verschlankt (die Begleitsätzte ins ein eigenes Thema die einen Extra-Blogbeitrag füllen). Nebenstränge entsorgt. Und das war nur Phase eins.
Wir mussten das Buch nicht nur kürzen, sondern neu bauen.Erst auf 32 Seiten, später auf 34 – und das war der Moment, in dem Buchbinder-Logik plötzlich wichtig wurde. Wie viel kann eine Doppelseite tragen? Welche Seiten brauchen Ruhe? Wo muss ein Mini-Cliffhanger hin, damit Kinder unbedingt umblättern wollen?
Spoiler: Genau darüber schreiben wir bald einen eigenen Beitrag.Denn das war ein ganz neues Level von „Okay, das wussten wir vorher nicht.“
Und dann war da noch das Zusammenspiel mit den Bildern.
Unsere Illustrationen sind am Anfang noch Scribbles. Aber selbst Scribbles haben Ansprüche. Wenn ein Bild stark ist, braucht der Text weniger. Wenn ein Bild ruhig ist, darf der Text atmen.Wenn eine Szene Spannung hat, darf der Text nicht zu viel verraten. Sonst nimmt man der nächsten Seite die ganze Magie.
Wir haben Seiten verschoben, verkürzt, umformuliert, neu gesetzt. Wir haben Texte gestrichen, damit ein Blick funktionieren kann. Und wir haben Sätze ergänzt, damit ein Scribble Sinn ergibt.
Kurz gesagt: Bild und Text müssen ziemlich beste Freunde werden. Nicht Konkurrenten.
Was wir dabei gelernt haben:
Weniger ist nicht weniger. Weniger ist besser.
Die Geschichte wurde klarer, lebendiger und viel spannender.Die Figuren atmen.Die Handlung fließt.
Schreiben heißt nicht "noch mehr reinpacken".
Schreiben heißt:Das Richtige stehen lassen.Manchmal tut das weh – wie ein Tattoo entfernen, das man mal cool fand.Aber am Ende bleibt nur das, was zählt.
3. Kinder spüren, wenn etwas Tempo hat.
Und sie spüren genauso schnell, wenn es sich zieht.
Was du vielleicht für dein eigenes Projekt mitnehmen kannst
Eine Geschichte wird nicht besser, wenn sie länger wird.
Mut zum Streichen ist genauso wichtig wie Mut zum Schreiben.
Gute Bücher entstehen nicht in der ersten Version.
Der Rhythmus zwischen Text und Bild ist entscheidend – vor allem bei Kinderbüchern.
Und manchmal ist die wichtigste Frage:„Würde ich an dieser Stelle selbst umblättern wollen?“
Wir sind mit Laa, Lee & Luv noch mittendrin. Aber jetzt fühlt es sich endlich nach einer Geschichte an, die funktionieren kann.
Und wer weiß – die nächste Fassung wird bestimmt wieder alles auf den Kopf stellen.So ist das eben, wenn man ein Buch baut statt nur schreibt.
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